Projekt «Die Koordinate» und die bislang getätigte Strtecke. |
Bis kurz vor Broc folgte ich dem erst vor wenigen Jahren angelegten Sentier du Lac de la Gruyère. Der Pfad führt meist in Seenähe den stark bewaldeten Hügeln entlang. Aus diesem Grund bleibt das Gewässer dem Auge oft vorenthalten. Die herbstlich gefärbten Laubbäume entschädigten jedoch für die entgangene Seeidylle. Einmal mehr war ich erstaunt, wie wenig Wanderer sich auf diesem bekannten und beliebten Rundweg tummelten. Nun, mir war's recht. Das Geniessen der Stille erhält so eine unvergleichliche Qualität.
Das Spezielle am Greyersee ist indes, dass er sich genau im Zwei-Kilometer-Korridor meines Koordinaten-Projektes befindet. Egal, auf welcher Seeseite ich mich bewegte, ich war stets auf Kurs. Im Anschluss folgte das Schokoladendorf Broc, an dem mir in erster Linie das direkt an der Saane gelegene Schloss gefiel. Das sogenannte Château d'En-Bas (Unteres Schloss), stammt aus dem 12. Jahrhundert und wurde im Verlaufe der Zeit mehrfach restauriert und umgestaltet, letztmals 1972. Das grosse, viereckige Gebäude war einst Sitz der Herren von Broc und von Montsalvens. Das Schloss besitzt Kreuzstockfenster aus dem 14. Jahrhundert, Innendekoration aus der Zeit der Renaissance und einen im 17. Jahrhundert gestalteten Rittersaal. Das Schloss ist vom anderen Saane-Ufer über eine Steinbogenrücke aus dem Jahr 1580 zu erreichen. Auf dem Schlossareal befindet sich zudem ein freistehender Kirchenturm aus dem 17. Jahrhundert. Dieser gehörte zum heute nicht mehr existierenden Kirchen- und Konventsgebäude. Ich war beeindruckt ob der historischen Schönheit von Brücke und Schloss, unmittelbar an der stark befahrenen Kantonsstrasse.
Bis zum Etappenziel, der trostlosen Bahnhaltestelle von Estavannens, folgte ich der Saane. Der abwechslungsreiche Weg schängelte sich durch den Auenwald, unterbrochen von der gedeckten Holzbrücke, «Le Pont qui branle» (die Brücke, die wackelt), am Fusse des Städtchens Greyerz. Seit dem 15. Jahrhundert existiert hier ein Übergang über die Saane, der durch Hochwasser immer wieder beschädigt wurde. Daher vermutlich der spezielle Name. Der Bau der heute noch bestehenden Brücke erfolgte 1820. 1983 wurde die damals einsturzgefährdete Brücke – eventuell auch ein Grund, das Bauwerk Wackelbrücke zu nennen – komplett saniert und dient heute dem auf dieser Saaneseite ansässigen Bauern sowie dem Wander- und Fahrradtouristen als wichtiger Übergang. Offiziell heisst die Brücke Pont du Châtelet, benannt nach dem Gehöft, das sie erschliesst.
Ein paar Bilder dieser Wanderung gibt es hier zu sehen.