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Channel: Der Schrittler
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Im wilden Westen wurden es 250

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Der Kanton Genf ist ein sonderbarer Kanton. International, national und provinziell. Von allem hat er etwas zu bieten. Wohnstätten mit Hochhäusern, dass einem schlecht wird. Schlösser und Herrschaftssitze der Haute Volée, dass einem schlecht wird. Fluglärm über den An- und Abflugschneisen, dass einem Sehen und Hören vergeht. Strassen, Strassen, Strassen. Und so weiter und so fort. Dass es sich im westlichsten Schweizer Kanton auch anständig wandern lässt, habe ich bereits mehrfach erfahren. Neustes Beispiel ist mein Gang von Chancy nach Troinex. Zu drei Vierteln war die über 20-Kilometer-Route zwar nicht mehr als biederer Durchschnitt, dafür war der Rest ganz nach meinem Gusto.

Im südwestlichsten Zipfel folgte ich dem Bach Laire. Dieser bildet im Oberlauf die Grenze zu Frankreich. Ein schmaler Pfad wand sich den Mäandern entlang durch mitunter dicht bewachsenen Auenwald. Ich kam mir vor, als pirschte ich durch die sardische Macchia. Wildschweine hatten erst kürzlich massenweise ihre Wühlspuren hinterlassen. Vor jeder Geländebiegung machte ich mich daher auf eine Horde schnüffelnder Sangliers gefasst, wohl wissend, dass die Tiere in erster Linie des Nachts aktiv sind.

250 Gemeinden, die meinem Besuch harren.


Je weiter ich vordrang, desto schlechter und abenteuerlicher wurde der Pfad. Umgestürzte Bäume und abgerutschte Uferböschungen erforderten meine Turnkünste und einmal gar die zweifache Durchquerung des Bachs. Meine Route ging somit für 30 Meter ins französisches Territorium über. Als ich den Graben verliess, änderte sich das Ambiente abrupt. Sanft gewelltes Land unter einer düsteren Hochnebeldecke. Ab und zu ein Rebbaugebiet, kaum Wald, zwischendurch schläfrige Dörfer und Dörfchen im Vorweihnachtsmodus. Im Rücken der verhüllte Jura, vor mir die knapp erkennbaren Felswände des Salève. An der Landesgrenze zwischen St-Julien-en-Genevois und Perly ein Heidenverkehr. Der Abschluss bildete ein morastiger Pfad entlang des Flüsschens Drize, ehe ich die imposante Gemeindeverwaltung von Troinex erreichte. Die Wanderung brachte mit Avusy, Soral, Laconnex, Pérly-Certaux und besagtem Troinex fünf neu begangene Gemeinden. Summa summarum fehlen mir nun noch genau 250 Gemeinden bis zur Vollendung meines Gemeindebegehungsprojektes.

Fotos dieser Wanderung gibt es hier.

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