In Rot die Rot. |
Neulich widmete ich mich dem siebten Abschnitt meines Wanderrad-Projektes von Langenthal. Also zog ich von der Ammann-Metropole genau nach Osten und landete nach viereinhalb Stunden im Örtchen Richenthal. Bereits bei der Planung der Route gab es einen kleinen Knackpunkt zu lösen: das Flüsschen Rot, das im zu begehenden Korridor partout keine Brücke aufweisen wollte. Aufgrund der Landkarte stufte ich das Gewässer so ein, dass dessen Überquerung ohne Packraft zu bewerkstelligen sein sollte. Ich packte daher bloss ein Paar Strandschuhe sowie ein Frottiertuch in den Rucksack und schritt in gespannter Vorfreude dem natürlichen Hindernis entgegen.
Der Feld-, Wald- und Wiesenbach präsentierte sich mir als seichtes und wenig breites Gewässer. Der Durchwatung stand also nichts im Wege, einzig das gegenüberliegende Steilufer bereitete mir etwas Kopfzerbrechen. Wie sollte ich da hochkommen? Und würde ich die oben an der Klippe wachsenden Brennnesseln schmerzfrei hinter mich lassen können? – Der langen Rede kurze Antwort: Das Steilufer überwand ich dank einem halb abgerutschten Wurzelbereich einer Esche, an deren Ästen ich mich schliesslich auf den abbröckelnden Klippenrand hievte. Und von den befürchteten Nesseln waren just an meinem Ankunftsort keine zugegen.
Der Flusslauf der Rot ist eher ein grüner. Die rote Signatur zeigt die Stelle meiner Bachdurchquerung. |
Mit dieser kurzen Abenteuereinlage wechselte ich nicht nur von einem Ufer ans andere, ich wechselte auch vom Kanton Bern in den Kanton Luzern. Nur dass ich statt über die grüne über die nasse Grenze ging. Und diese Rot ist fürwahr ein veritabler Grenzfluss. Ihren Ursprung hat sie lustigerweise im Kanton Bern. Hier fliesst sie 50 Meter rein bernisch, ehe sie auf die Grenze Luzern/Bern stösst und dieser bis St. Urban folgt. Hierbei verläuft sie – aus welchen Gründen auch immer – im obersten Bereich auf einem Abschnitt von 800 Metern gänzlich auf Berner Boden. Von St. Urban bis zur Aaremündung bei Murgenthal mimt sie dann die Grenze zum Kanton Aargau, allerdings nennt sie sich auf den letzten anderthalb Kilometern nicht mehr Rot sondern Murg. Die Namensänderung tritt dort ein, wo die Langete mit der Rot zusammentrifft. Die Rot selber weist von ihrer Quelle bis zum Zusammenfluss mit der Langete eine Länge von circa 17 Kilometern auf. Und ehe diese Zeilen enden, sei noch auf die weiteren Rot-Zuflüsse hingewiesen. Man betrachte die Aufzählung als Ode an die bernisch-luzernische Landschaftsliteratur:
Buechwaldbächli
Dorfbach
Fischbächli
Haldenbach
Mülibach
Rickebach
Schwändibach
Schwarzebach
Seijumattbächli
Stäckholzergräbli
Stampfibach
Wässerbach
Ziegelwaldgräbli
Eine Fotostrecke der Wanderung von Langenthal nach Richenthal befindet sich hier.