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Channel: Der Schrittler
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Wanderungen durch die Schweiz – 60

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von Karl Spazier, 1790

Die Stadt Bern – von Albrecht von Zähringen erbaut, der geharnischt in kolossaler Grösse auf dem grossen Glockenturm steht, und an die Glocke schlägt – eine seltsame Art von Unsterblichkeit! – ist weder in einer vorzüglich schönen noch fruchtbaren Gegend gelegen. Was man umher gebaut sieht, ist durch Fleiss und mit vielen Kosten dem Boden abgezwungen worden. Ein Teil der Eisgebirge des Oberlandes, welche man besonders deutlich von den Wällen im Hintergrunde sehen kann, verschönern indessen die Aussicht in die Ferne gar sehr. Aber inwendig überrascht die Stadt durch regelmässige und zum Teil schöne Bauart. Die Häuser, die meistens in ebener Linie nebeneinander fortlaufen und unterwärts durchgehends massive Lagengänge* haben, welche durch die ganze Stadt einen sehr bequemen und fast ununterbrochenen Durchgang machen, sind grösstenteils von Quadersteinen gebaut und geben eine solche Idee von unzerstörbarer Festigkeit und Haltung, wie man sie wohl in wenig Städten bekommen mag. Die öffentlichen Gebäude in derselben, so wie überhaupt alles, was der Staat auf öffentliche Kosten im Lande angelegt hat, sind edel und gross, ohne übertrieben, prächtig und mit Prunk überladen zu sein. Durchgehend wird man eine gewisse republikanische Ökonomie gewahr, die dem Staate Ehre macht und ungemein wohl tut. – Fortsetzung folgt!

*Die weltberühmten Lauben [Anm. Moor]

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