von Karl Spazier, 1790
Soeben befand ich mich dicht an einem wild bewachsenen jähen Abgrund, in welchen ich kaum hinunter zu sehen wagte, als plötzlich ein Geräusch und kurz darauf erfolgtes Stöhnen und Ächzen eines lebendigen Geschöpfs mich aufschreckte. Es arbeitete sich etwas durch das Dickicht zu meinen Füssen herauf. Hier, wo kein Gedanke an ein lebendiges Wesen, das noch tiefer als ich sein sollte, mir nur von fern einkommen konnte, überfiel mich doch ein kleiner Schauer. Indes harrte ich der Erscheinung, und siehe da, endlich kam ein rüstiger Knabe zum Vorschein. Erhitzt und ermattet schleppte er einen Baumstamm herauf, den er unter den einen Arm fest gepackt hielt, und mit dem anderen klammerte er sich an ein Gesträuch.
«Helft!», schrie er.
Das tat ich. Mit viel Mühe stieg ich zu ihm hinab und legte Hand an, so gut ich konnte. Wie wurde mir, als er einmal einen Fehltritt tat und ausglitschte, dass Stein und Erde mit dumpfem Gerassel unter ihm fortrollten. Aber für ihn selbst hatte das nichts auf sich. Er wusste sich mit bewundernswürdiger Behändigkeit an Felsenstücke zu halten, und wie ich nur erst den schweren Stamm zur Hälfte auf dem Boden hatte, schwang er sich so geschickt und herzhaft hinauf, dass ich über den Sprung erstaunte. Froh und heiter zerrte er seine Beute über die Erde mit fort, und dankte mir so kurz, als Menschen zu tun pflegen, die noch keine Ursache haben, solche Liebesdienste für etwas Ungewöhnliches zu halten. – Fortsetzung folgt!
Soeben befand ich mich dicht an einem wild bewachsenen jähen Abgrund, in welchen ich kaum hinunter zu sehen wagte, als plötzlich ein Geräusch und kurz darauf erfolgtes Stöhnen und Ächzen eines lebendigen Geschöpfs mich aufschreckte. Es arbeitete sich etwas durch das Dickicht zu meinen Füssen herauf. Hier, wo kein Gedanke an ein lebendiges Wesen, das noch tiefer als ich sein sollte, mir nur von fern einkommen konnte, überfiel mich doch ein kleiner Schauer. Indes harrte ich der Erscheinung, und siehe da, endlich kam ein rüstiger Knabe zum Vorschein. Erhitzt und ermattet schleppte er einen Baumstamm herauf, den er unter den einen Arm fest gepackt hielt, und mit dem anderen klammerte er sich an ein Gesträuch.
«Helft!», schrie er.
Das tat ich. Mit viel Mühe stieg ich zu ihm hinab und legte Hand an, so gut ich konnte. Wie wurde mir, als er einmal einen Fehltritt tat und ausglitschte, dass Stein und Erde mit dumpfem Gerassel unter ihm fortrollten. Aber für ihn selbst hatte das nichts auf sich. Er wusste sich mit bewundernswürdiger Behändigkeit an Felsenstücke zu halten, und wie ich nur erst den schweren Stamm zur Hälfte auf dem Boden hatte, schwang er sich so geschickt und herzhaft hinauf, dass ich über den Sprung erstaunte. Froh und heiter zerrte er seine Beute über die Erde mit fort, und dankte mir so kurz, als Menschen zu tun pflegen, die noch keine Ursache haben, solche Liebesdienste für etwas Ungewöhnliches zu halten. – Fortsetzung folgt!