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Wanderungen durch die Schweiz – 30

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von Karl Spazier, 1790

Das Gymnasium besteht aus sechs Klassen. Die unterste grenzt an die Pfarrschulen, die oberste aber an die Hörsäle der philosophischen Fakultät. Die Schulzeit währt hier, ausser jenen, sechs bis sieben Jahre, welche grossenteils mit Memorieren der Vokabeln aus dem Corderius, Cellarius und Castellio, mit Deklinieren und Konjugieren, mit griechischen Vokabeln aus  dem Neuen Testament und grammatikalischen Regeln, mit dem Auswendiglernen des Abrisses der allgemeinen Weltgeschichte, der unter aller Kritik ist, mit Geographie nach Schatzens Kern, mit Erlernung der Schweizergeschichte nach Becker und dem Ovid ausgefüllt werden.

Am Ende derselben erhalten diejenigen Schüler, die sich dem Studieren widmen, unter dem Namen der Studenten Zutritt zu den öffentlichen Lektionen der Professoren über die Historie, die lateinische Eloquenz, Rhetorik, und griechische Sprache. Sie lesen nun das Neue Testament griechisch, Lucians Dialogen, den Justin, die Reden des Cicero usw., wobei man sich jedoch nicht viel mehr hinzudenken muss.

Nach Ablauf von zwei Jahren werden sie Laureati; sie treiben nun öffentlich keine Sprachen mehr, sondern hören Vorlesungen über die Ethik, das Recht der Natur nach Puffendorf, Mathematik und Physik; Logik und Metaphysik nach Baumeister, welches wieder zwei Jahre lang dauert. Nach Verlauf derselben erlangen sie die Magisterwürde und die Freiheit, sich nach Willkür in eine von den sogenannten höheren Fakultäten einschreiben zu lassen. Das Studium der Theologie dauert nach einer gesetzlichen Einrichtung fünf Jahre; der Medizin und der Jurisprudenz aber nur drei Jahre. Die theologischen Bedürfnisse in Basel müssen also wohl mehr auf sich haben, als alle, übrigen. – Fortsetzung folgt

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