von Karl Spazier, 1790
Auch der Salon, der auf einer merklichen Anhöhe rechter Hand vom Hause steht und zu welchem schattige Gänge hin führen, die aber zu seiner Zeit noch nicht angebracht waren, ist an den Türen und den Aussenwänden, die mit hölzernen Schindeln belegt sind, mit einer unzähligen Menge von Namen und Sprüchen beschrieben, besonders von Frauenzimmern. Nirgend mögen sich die Julien, Nanetten, Philippinen, Wilhelminen und wie die sapphischen* Geschöpfe weiter heissen mögen, in ihren liebewarmen Fingerspitzen schreibseliger fühlen als hier, wo die süssesten Erinnerungen das ganze Orgelwerk der Empfindungen anhauchen.
Aber es bleibt auf dieser Insel doch auch nicht immer bei der stillen sentimentalen Schwärmerei, von der ein gesunder Mensch nicht lange leben kann. Zu Zeiten gibt es hier sehr muntere Bacchanale**. Die Einwohner von Bern, Murten, Erlach, Neuenstadt, Biel und Nidau finden sich häufig ein und tanzen und jubilieren hier bis in die Nacht, dass die gegenüber stehenden Ufer von dem Freudengetöse widerhallen. Und was man dann nicht mehr in Versen an die Wände schreiben mag, das kann man ja in Prosa unter dem traulichen Schatten der Bäume sagen. – Fortsetzung folgt!
*lesbisch
**Weinfeste, Trinkgelage
Auch der Salon, der auf einer merklichen Anhöhe rechter Hand vom Hause steht und zu welchem schattige Gänge hin führen, die aber zu seiner Zeit noch nicht angebracht waren, ist an den Türen und den Aussenwänden, die mit hölzernen Schindeln belegt sind, mit einer unzähligen Menge von Namen und Sprüchen beschrieben, besonders von Frauenzimmern. Nirgend mögen sich die Julien, Nanetten, Philippinen, Wilhelminen und wie die sapphischen* Geschöpfe weiter heissen mögen, in ihren liebewarmen Fingerspitzen schreibseliger fühlen als hier, wo die süssesten Erinnerungen das ganze Orgelwerk der Empfindungen anhauchen.
Aber es bleibt auf dieser Insel doch auch nicht immer bei der stillen sentimentalen Schwärmerei, von der ein gesunder Mensch nicht lange leben kann. Zu Zeiten gibt es hier sehr muntere Bacchanale**. Die Einwohner von Bern, Murten, Erlach, Neuenstadt, Biel und Nidau finden sich häufig ein und tanzen und jubilieren hier bis in die Nacht, dass die gegenüber stehenden Ufer von dem Freudengetöse widerhallen. Und was man dann nicht mehr in Versen an die Wände schreiben mag, das kann man ja in Prosa unter dem traulichen Schatten der Bäume sagen. – Fortsetzung folgt!
*lesbisch
**Weinfeste, Trinkgelage