von Karl Spazier, 1790
Ich irrte hier den ganzen Tag umher, sass zuweilen am Ufer, den Blick zum See hingekehrt, auf welchem Nachen hin und her schifften; las, mit welcher erhöhten Anteilnahme lässt sich leicht denken, in Rousseaus Bekenntnissen, und sah ihn im Geiste ohne Steuer und Ruder davon schwimmen. Gegen Abend nahm ich von dieser romantischen Insel zärtlichen Abschied, und fuhr mit einem frohen und zufriedenen Herzen wieder gen Biel.
Die Sonne war noch nicht untergegangen, der See war spiegelglatt, und der Nachen, so wie er leise davon glitt, schnitt darin, leichte Furchen. Sehr deutlich konnte man noch die fernen Gletscher des Oberlandes erkennen, auf deren beschneiten Gipfeln die hellglänzenden Eisschichten von der brennenden Abendröte erleuchtet wurden. Der obere Teil der ganzen Gebirgsgruppe vom Stockhorn und Niesen am Thunersee bis nach Grindelwald liess sich unterscheiden, und hell und klar lag das schauerliche Theater der Walliser und savoyischen Gebirge zur Seite da. Ein unbeschreiblich schöner Anblick. Das Grausen, welches ungeheure Massen erregen, mindert sich durch grosse Entfernung, und wenn man der wildern Natur so ruhig im mütterlichen Schosse liegt, kann man es mit den schreckhaftesten Gegenständen auch in der Nähe aushalten.
Die Seele mit grossen Empfindungen und Bildern erfüllt, kam ich denn endlich spät an die Stadt. Wie ich so ganz einsam unter den dichten Bäumen wanderte, hörte ich in der Ferne von einer süssen weiblichen Stimme einen romantischen Gesang anstimmen, der bei der Stille der Nacht ungemein rührend klang. Ich habe den ersten Teil davon behalten und zu meiner eigenen Erinnerung, die man mir auch wohl gönnen wird, stehe er hinten mit untergelegtem Bass angehängt. Die Fortschreitung bei †, worauf sie einen wahren gehaltenen Akzent legte, war sehr naiv, und ich fühlte damals so ganz die natürliche Sprache der Empfindung, die besonders in nordischen Romanzen herrscht, und die wir durch Erhöhung des Leittons so ganz wegwischen. – Fortsetzung folgt!
Ich irrte hier den ganzen Tag umher, sass zuweilen am Ufer, den Blick zum See hingekehrt, auf welchem Nachen hin und her schifften; las, mit welcher erhöhten Anteilnahme lässt sich leicht denken, in Rousseaus Bekenntnissen, und sah ihn im Geiste ohne Steuer und Ruder davon schwimmen. Gegen Abend nahm ich von dieser romantischen Insel zärtlichen Abschied, und fuhr mit einem frohen und zufriedenen Herzen wieder gen Biel.
Die Sonne war noch nicht untergegangen, der See war spiegelglatt, und der Nachen, so wie er leise davon glitt, schnitt darin, leichte Furchen. Sehr deutlich konnte man noch die fernen Gletscher des Oberlandes erkennen, auf deren beschneiten Gipfeln die hellglänzenden Eisschichten von der brennenden Abendröte erleuchtet wurden. Der obere Teil der ganzen Gebirgsgruppe vom Stockhorn und Niesen am Thunersee bis nach Grindelwald liess sich unterscheiden, und hell und klar lag das schauerliche Theater der Walliser und savoyischen Gebirge zur Seite da. Ein unbeschreiblich schöner Anblick. Das Grausen, welches ungeheure Massen erregen, mindert sich durch grosse Entfernung, und wenn man der wildern Natur so ruhig im mütterlichen Schosse liegt, kann man es mit den schreckhaftesten Gegenständen auch in der Nähe aushalten.
Die Seele mit grossen Empfindungen und Bildern erfüllt, kam ich denn endlich spät an die Stadt. Wie ich so ganz einsam unter den dichten Bäumen wanderte, hörte ich in der Ferne von einer süssen weiblichen Stimme einen romantischen Gesang anstimmen, der bei der Stille der Nacht ungemein rührend klang. Ich habe den ersten Teil davon behalten und zu meiner eigenen Erinnerung, die man mir auch wohl gönnen wird, stehe er hinten mit untergelegtem Bass angehängt. Die Fortschreitung bei †, worauf sie einen wahren gehaltenen Akzent legte, war sehr naiv, und ich fühlte damals so ganz die natürliche Sprache der Empfindung, die besonders in nordischen Romanzen herrscht, und die wir durch Erhöhung des Leittons so ganz wegwischen. – Fortsetzung folgt!