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Channel: Der Schrittler
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Wanderungen durch die Schweiz – 151

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von Karl Spazier, 1790

Wenn der Unglückliche sich in seiner Freude vergisst, so wird ein Ausdruck vielleicht komisch aber umso rührender, und man sympathisiert gern auf der Stelle mit ihm. So ging es mir. Als ich die Leute mit ihren Lumpen so froh auf Gottes Erdboden herumspringen sah, den man ihnen doch wenigstens hatte lassen müssen. So ergriff auch mich Fröhlichkeitssinn, und ich zog mit dem seligen Haufen umher und vergass alle unangenehme Vergleichung zwischen Regierung und regierten Menschen. So ist es. Wenn der Mensch nicht elend sein will, so kann man ihn durchaus nicht dazu bringen. Das beweisen zur Genüge manche Provinzen kleiner Herren in unserm Vaterland, wo selbst die Blutigel in den fürstlichen Rentkammern*, die sich bis in das Mark der Untertanen einsaugen, es doch mit aller ihrer bewundernswürdigen Kunst nicht dahin bringen können, dass die Leute nicht zu Zeiten den Stich vergessen, und mit vollen Zügen den Labebecher ausleeren, den die Freude ihnen darreicht. – Fortsetzung folgt!

*Als Rentkammer, Hofkammer, Kammer, Kastenamt oder Rentei wurden im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit Behörden bezeichnet, die Einkünfte des Landesherren verwalteten. Die unterschiedlichen Bezeichnungen richteten sich nach örtlichem Herkommen. Die Bezeichnung Rentkammer oder Rentei ist darauf zurückzuführen, dass die Einkünfte auch als «Renten» bezeichnet wurden. Vom Namen Hofkammer leitet sich der noch heute für den Beamten des kommunalen Finanzresorts übliche Begriff «Kämmerer» ab. Später bezeichnete «Rentamt» auch eine Behörde zur Verwaltung grundherrschaftlicher Einnahmen. [Wikipedia]

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