von Karl Spazier, 1790
Indessen der Abend war schön und einer der frohesten meines Lebens. Auf dem grossen von Brettern errichteten Theater, um welches Geländer gezogen waren, hinter welchen unzählige Zuschauer standen, und über welches dicht belaubte Bäume ihre Äste weit ausbreiteten, wurden wilde englische Tänze bis in die späte Nacht hinein getanzt. Speisen, Weine und Erfrischungen standen in Menge umher, und jeder einigermassen Wohlgekleidete konnte nehmen und geniessen nach Herzenslust. Die Musik hallte kräftig an den Ufern wider und die Beleuchtung hat, besonders von der Wasserseite, einen vortrefflichen Effekt. Eine wahre bachanalische Freude empfand ich auf einem Hügel, auf welchem ich am späten Abend lange allein sass und dem Lärmen und Toben der freudetrunkenen Menge, das vielfach nach oben hinauf erschallte, zuhörte. Horaz würde hier mit der Auslegung eines interdum infamire vollkommen zufrieden gewesen sein.
Man fuhr auf Gondeln und Booten unter begleitender Musik wieder ab, und der grösste Teil von Fremden, die nicht nach Lausanne und Vevey übersetzten, blieb in dem traurigen Evian, wo ich, weil ich mich verspätet hatte und noch am See herumgestrichen war, keine Stätte mehr finden konnte. Da ich nun für das einzige Bett, das noch in einem schon vielfach besetzten Zimmer aufzutreiben war, nicht Lust hatte, zwei Kronentaler zu bezahlen, so musste ich mit einem erhabenen Heuboden vorlieb nehmen, den die Barmherzigkeit einer Savoyardin, die ich durch einen halben Gulden in Bewegung gesetzt hatte, mir einräumte. Die Nacht auf einem savoyardischen Heuboden war aller Ehren wert!
Ende des Berichts. Der bislang in diesem Blog erschienene Text sowie die Fortsetzung der Spazier'schen Reise wird dereinst in der Edition Wanderwerk als Buch publiziert.
Indessen der Abend war schön und einer der frohesten meines Lebens. Auf dem grossen von Brettern errichteten Theater, um welches Geländer gezogen waren, hinter welchen unzählige Zuschauer standen, und über welches dicht belaubte Bäume ihre Äste weit ausbreiteten, wurden wilde englische Tänze bis in die späte Nacht hinein getanzt. Speisen, Weine und Erfrischungen standen in Menge umher, und jeder einigermassen Wohlgekleidete konnte nehmen und geniessen nach Herzenslust. Die Musik hallte kräftig an den Ufern wider und die Beleuchtung hat, besonders von der Wasserseite, einen vortrefflichen Effekt. Eine wahre bachanalische Freude empfand ich auf einem Hügel, auf welchem ich am späten Abend lange allein sass und dem Lärmen und Toben der freudetrunkenen Menge, das vielfach nach oben hinauf erschallte, zuhörte. Horaz würde hier mit der Auslegung eines interdum infamire vollkommen zufrieden gewesen sein.
Man fuhr auf Gondeln und Booten unter begleitender Musik wieder ab, und der grösste Teil von Fremden, die nicht nach Lausanne und Vevey übersetzten, blieb in dem traurigen Evian, wo ich, weil ich mich verspätet hatte und noch am See herumgestrichen war, keine Stätte mehr finden konnte. Da ich nun für das einzige Bett, das noch in einem schon vielfach besetzten Zimmer aufzutreiben war, nicht Lust hatte, zwei Kronentaler zu bezahlen, so musste ich mit einem erhabenen Heuboden vorlieb nehmen, den die Barmherzigkeit einer Savoyardin, die ich durch einen halben Gulden in Bewegung gesetzt hatte, mir einräumte. Die Nacht auf einem savoyardischen Heuboden war aller Ehren wert!
Ende des Berichts. Der bislang in diesem Blog erschienene Text sowie die Fortsetzung der Spazier'schen Reise wird dereinst in der Edition Wanderwerk als Buch publiziert.