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War’s Mord auf der Meldegg?

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Jon Durschei, War’s Mord auf der Meldegg?
orte Verlag, Zürich,1992
Wieder verschlägts den Disentiser Pater Ambrosius ins Appenzellische, diesmal ins Vorderland. Hoch über dem Bodensee und dem weitgehend verbauten St.Galler Rheintal geschieht Schlimmes; und die schöne Landschaft kann Eifersucht, Existenzangst und Verzweiflung nicht ausgleichen. Der Pater gerät in diesen Strudel; und, ob er will oder nicht, er muss ihn entwirren. (Klappentext)

AR: Meldegg, Leuchen, Walzenhausen AI: Kloster Grimmenstein, Oberegg SG: Rheineck, Büriswilen BE: Stadt Bern ZH: Stadt Zürich GR: Disentis

Am 25. November 2014 erreichte mich eine E-Mail vom orte Verlag. Das Verlegerpaar Werner Bucher und Irene Bosshart informieren darin, wie die Zukunft des Verlags aussieht:

Auf den 1. Januar 2015 übernimmt der Appenzeller Verlag den orte Verlag. Mit dem Verkauf trifft der orte Verlag eine nachhaltige Nachfolgeregelung, die Marke orte – vor allem bekannt für Lyrik, Krimis und die Literaturzeitschrift – bleibt bestehen und wird unter dem Dach des Appenzeller Verlags weiterentwickelt.

Die Literaturzeitschrift orte und der orte Verlag wurden 1974 von Werner Bucher in Zürich gegründet. 1989 zog Werner Bucher zusammen mit seiner Frau Irene Bosshart Bucher nach Zelg-Wolfhalden AR, wo sie im «Kreuz» Verlag und Wirtschaft betrieben. 2006 erfüllten sie sich den Traum einer eigenen Liegenschaft in der «Rütegg» und verlegten Verlag und Wirtschaft nach Oberegg AI. Der orte Verlag brachte in den 40 Jahren seines Bestehens über 150 Bücher heraus und publizierte 180 Nummern der orte Literaturzeitschrift. Der 76jährige Werner Bucher hatte mit dem langjährigen orte-Mitarbeiter Virgilio Masciadri den idealen Nachfolger gefunden. Der Übergang der Verlagsgeschäfte an Virgilio Masciadri konnte allerdings nicht abgeschlossen werden, da Virgilio Masciadri  im Mai 2014 50jährig einem Krebsleiden erlag.


Wir vom orte-Verlag freuen uns, nach dem schwerwiegenden Verlust von Virgilio Masciadri für den Verlag doch eine gute Zukunft gesichert und in Marcel Steiner einen sehr kompetenten Nachfolger gefunden zu haben.


Auch ich bin froh, dass für den sympathischen Verlag eine Nachfolgelösung gefunden werden konnte. Mit Spannung erwarte ich, wie sich das Verlagsprogramm entwickeln wird. 

Die Hintergründe im Vordergrund

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Andreas Haller, Zu Fuss von Bologna
nach Assisi, Wiesenburg Verlag,
Schweinfurt, 2008
Der deutsche Historiker Andreas Haller hat den Weg von Bologna nach Assisi unter die Füsse genommen. Zwanzig Tage dauerte die Reise durch die Emilia-Romagna, Umbrien und die Toskana. Mit mehr oder weniger genauen Karten, mal auf leidlich oder gar nicht markierten Abschnitten, dann wieder auf beliebten Trampelpfaden durchschritt der im wahrsten Sinne des Wortes geschichtlich bewanderte Autor ein äusserst spannendes
Stück Italiens. Im Gegensatz zu den meisten Wanderreiseberichten rückt Haller dabei das tägliche Gehprozedere dezent in den Hintergrund, um dafür den oft historisch bedingten  Hintergründen mehr Raum zu geben. So erfährt der Leser eine unglaubliche Menge an Kirchen-, Kunst- und Kulturgeschichtlichem.

Es liegt in der Natur des angepeilten Wanderzieles Assisi, dass des öfteren die Rede vom Heiligen Franz von Assisi ist. Aber nicht nur: Geschichten und Anekdoten über Päpste, Krieger, Kämpfer, Sonderlinge und andere einflussreiche Gestalten prägen den Bericht. Als Garnitur sozusagen, lässt der Autor eigene Erlebnisse während seines dreiwöchigen Unternehmens einfliessen, ohne sich selber, und das macht die Lektüre wohltuend angenehm, zu stark ins Rampenlicht zu rücken. «Es geht mir nicht ums Abenteuer. Es geht mir darum, am Leben teilzuhaben. Mitzumachen anstatt zuzuschauen. Dann ergeben sich die Abenteuer von selbst», beschreibt der Autor sein Credo. Haller liefert im zweiten Teil eine recht umfangreiche Routenbeschreibung nach, damit Sofareisende gleich selber ihre Stiefel schnüren und sich auf den Weg machen können. «Wandern ist im Grunde eine denkbar einfache Sache», ermutigt Andreas Haller seine Leserschaft.

So ausführlich der Blick hinter die Kulissen der durchwanderten Landschaft auch ist, so kärglich fällt die zu Beginn des Buches abgedruckte Routenkarte aus. Verlag und Autor befinden sich hier indes in bester Gesellschaft, weshalb hier und jetzt ein für alle Mal dazu aufgerufen wird, bei Reiseliteratur mit besseren Übersichtskarten aufzuwarten, damit beim Lesen die geografische Orientierung nicht dauernd verloren geht. Ein paar Notenzehntel Abzüge muss sich das Buch zudem punkto Bilder gefallen lassen, getreu der alten Weisheit, das gute Schreiberlinge selten gute Fotografen abgeben. Was die Bildauswahl anbetrifft, würden überdies Fotos von den im Text erwähnten Gebäuden, inbesondere die ausführlich beschriebenen Sakralbauten, gut anstehen.

Fazit: Dem Werbetext zum Buch, «ob Naturliebhaber, Kunstfreund oder Pilger: Der Weg von Bologna nach Assisi lässt keinen kalt», ist jedenfalls ohne Widerrede beizupflichten. Hallers Œuvre ist sodann bei weitem mehr als ein wohl bekömmlicher Appetizer.

Stiller Ort, heimeliger Ort

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Liebe Touristiker, ein Themenweg, den es noch zu bewerkstelligen gäbe: der WC-Lehrpfad. Die Romooser im Kanton Luzern machen es im Studenwald vor, wie das aussehen könnte.

Kabine des Schreckens

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Eine Kandidatin für den gestern erwähnten WC-Lehrpfad, Rubrik: Lieber hinter dem Busch pinkeln als in dieser Kabine des Schreckens. Sie steht übrigens an der Tramhaltestelle Arlesheim Dorf (BL)

Gleis 4

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Franz Hohler, Gleis 4, btb, München,
2015. Die Erstausgabe erschien 2013 im
Luchterhand Verlag, München
Eigentlich will Isabelle nur für ein paar unbeschwerte Tage in den Urlaub nach Italien fliegen. Doch dann bricht der ältere Herr, der ihr am Bahnhof zum Flughafen freundlicherweise den Koffer zu den Gleisen hinaufträgt, plötzlich tot zusammen. An Urlaub ist daraufhin für Isabelle nicht mehr zu denken. Denn nicht nur fühlt sie sich unschuldig schuldig an dem Tod des Unbekannten, sondern sie möchte auch unbedingt herausfinden, wer der Verstorbene gewesen ist. Und damit gerät sie in eine ebenso ungeheuerliche wie geheimnisvolle Geschichte, die ihr gewohntes Leben völlig durcheinander rüttelt. (Inhaltsangabe im Buch)

NE: Cortaillod, Bahnhof Neuchâtel SZ: Rigi Kulm, Grosser Mythen ZH: Bahnhof Oerlikon, Friedhof Nordheim Oerlikon, Oerlikon, Stadt Zürich (Grossmünster, Lindenhofplatz, Museum Rietberg, Hauptbahnhof), Stadtverwaltung Uster, Volketswil, Jugendstrafanstalt Uitikon

Franz Hohler sollte mehr Romane schreiben – hätte mehr Romane schreiben sollen!

Drive thru in Frauenfeld

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Die Thurgauer mögen's offenbar lieber funktional als ästhetisch. Dieser Verrichtungs-Container steht in Bahnhofnähe in Frauenfeld.

Neulich in 8107

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Buchs (ZH). Schöne Weihnachten!

Des Bergsteigers Los

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Das frustrierende am Bergsteigen ist, dass es nach Erreichen des Gipfels nur noch abwärts geht.

Kalifornischer Sommer

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Colin Fletcher, Kalifornischer Sommer,
Diana Verlag, München und Zürich,
2001, vergriffen
In einer schlaflosen Nacht weiss Colin Fletcher plötzlich, dass er Kalifornien durchwandern will, ausbrechen will, um dem Stress und der Monotonie des Stadtlebens in San Francisco zu entkommen. Zwei Jahre zuvor ist er nach langen, unsteten Jahren in Afrika und Kanada nach Kalifornien gekommen. Jetzt will er dieses Land entdecken. Kaum einen Monat später, am 8. März 1958, setzt ihn ein Freund an der Grenze zwischen Kalifornien und Mexiko ab. Fletcher wendet sich nach Norden und vor ihm liegen über 1600 Kilometer Wüsten und Berge. Sechs Monate wird seine Expedition durch die westamerikanische Wildnis dauern. Er wandert unter der sengenden Sonne des Death Valley, über die eisige Spitze des White Mountain und entlang der wilden Ufer des Lake Tahoe. Fletchers grandiose erste Reise ist nicht nur Abenteuer und Begegnung mit der Natur und den Menschen, sondern auch wertvolles Zeitdokument und Mahnung zur Erhaltung der Natur. (Klappentext)

Colin Fletcher, 1922 in Wales geboren, wuchs in England auf; im Zweiten Weltkrieg war er bei den Royal Marines, danach Farmer in Kenia, Strassenbauarbeiter im damaligen Rhodesien, später Goldsucher in Kanada; 1964 durchquerte er als erster Mensch überhaupt den Grand Canyon der Länge nach und beschrieb seine Erfahrungen in dem später in diesem Blog noch vorzustellenden Buch Wanderer durch die Zeit; noch mit 68 Jahren unternahm er eine über 2700 Kilomter lange Soloexpedition von der Quelle des Colorado bis zu seiner Mündung. Fletcher starb am 12. Juni 2007 im kalifornischen Monterey an den Spätfolgen eines Unfalls. 2001 wurde er während einer Wanderung von einem 4-WD-Auto angefahren und erlitt erhebliche Kopfverletzungen.

Biber biss, Hund nicht

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Eine Wanderung am Stephanstag zu Verwandten hat bei mir Tradition. Diesmal ging ich von Pfungen nach Henggart (ZH). Vier Stunden benötigte ich hierfür, inklusive Besteigung des 28 Meter hohen Irchelturms. Beeindruckt haben mich unter anderem die frischen Biberfrassspuren an der Töss und was das Bisschen Schnee auf dem Irchel oben hinzuzaubern vermochte. Weniger Freude hatte ich an jenem königspudelartigen Pudel, der mich kurz vor Dättlikon unvermittelt attackierte, zwei Zentimeter vor meinem Unterarm sein Gebiss jedoch wieder einfuhr und abdrehte. Frauchen meinte auf meinen Einwurf, ich würde solches Gebaren nicht gerade lieben, nichts. Weder zu mir noch zum Pudelverschnitt. Spannend war das Wetter: Kaum hatte es begonnen zu schneien, hörte es wieder auf, ehe es wieder von neuem zu flöckeln begann, um sogleich wieder abzubrechen, um dann kurzerhand einen weiteren Anlauf zu nehmen etc.

Aktiver Biber an der Töss bei Pfungen (ZH). Dabei bin ich immer wieder erstaunt, …

… wie das Tier den Baum jeweils in die richtige Richtung – zum Wasser hin – zu fällen weiss.

Ein Hauch von Winter auf dem Plateau des Irchel (680 m ü.M.)

Santa Claus reloaded

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Endlich vorbei, dieser Hype, dieses Getue um den Samichlaus, der Karikatur seiner selbst. Dieser hat sein Outfit tatsächlich einem Karikaturisten aus dem vorletzten Jahrhundert zu verdanken. Ein Amerikaner namens Thomas Nast zeichnete den Weihnachtsmann anno 1863 erstmals für ein Magazin. Als Grundlage, so wird vermutet, könnte Nast ein Gedicht von Clement C. Moore gedient haben. Dieser beschrieb den Nikolaus 40 Jahre zuvor als rundlichen, lustigen Elfen mit kugeligem Bauch, ganz in Fell gekleidet, rosigen Bäckchen, einer Nase wie eine Kirsche und einem langen, weissen Bart.

Hier nun drei Bilder als eine Art Abgesang über die zu Ende gehende Phase. Die erste Foto wurde mir von Blogleserin M. zugespielt. Sie, die Foto, beweist, dass man den Bartli – ist's gar ein Taliban? – nicht wirlich ernst nehmen kann. Die restlichen Aufnahmen stammen aus dem zürcherischen Buchs.




Tod in den Wolken

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Agatha Christie, Tod in den Wolken,
Fischer Taschenbibliothek, 2012,
vergriffen
In der Luft über dem Ärmelkanal wird es selbst Hercule Poirot leicht etwas mulmig. Doch für Madame Giselle ist die Flugreise sogar tödlich. Die bekannte Geldverleiherin wird ermordet in ihrem Sitz gefunden. Ist sie wirklich von einem mit Schlangengift vergifteten Pfeil getroffen worden? Oder wurde sie nicht doch einfach von der Wespe gestochen, die kurz zuvor in der Kabine umherflog und die Passagiere belästigte? Und wer von den elf Passagieren und den beiden Flugbegleitern hatte ein Motiv, die schwerreiche Dame umzubringen? Hercule Poirot muss mit seinen kleinen grauen Zellen ergründen, wer nur verdächtig und wer wirklich der Täter ist. (Inhaltsangabe im Buch)

F: Paris (u.a. Rue Juliette, Rue St-Honoré, Boulevard des Capucines, Flughafen Le Bourget), Le Pinet GB: London, Fluhafen Croydon* (London)

*Von 1920 bis 1959 lag im Stadtgebiet Croydon der Croydon Airport, der Hauptflughafen von London, der durch den Flughafen London-Heathrow und den Flughafen London-Gatwick ersetzt wurde.

Züridütsch

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Das Bänkli steit i dr Nöchi vo Rüti im Züri Oberland. Gseh hanis nid säuber, das Foto isch mer vo dr Blogläsere Monika zuegmeilet worde. Bim Läse vom Sprüchli hani es nöis Wort glehrt: «strütte». Mir hie z Bärn würde säge «stritte» u bis jetz hani gmeint, z Züri usse säg me däm «striite». Aber offebar isch Züridütsch nid eifach Züridütsch. «Strütte» isch dr bescht Bewiis derfür.

«Strütte»: das Korrigendum

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Heute Morgen schrieb ich, dass das zürichdeutsche Wort «strütte» eine regionale Form für «striite» sei. Das war ein Fehler. Blogleser Erwin aus dem Zürcher Unterland mailte mir ein Korrigendum mitsamt Erläuterung, die ich mit bestem Dank nach Züri Nord hier gerne wiedergebe: 

Das altmodische Verb «strütte» (Substantiv: «es Gstrütt») ist nicht etwa eine zürichdeutsche Variante für streiten. Es bedeutet nämlich «sich eilfertig bemühen, hastig oder übereilt etwas tun». Damit ist es eigentlich ein Synonym von «jufle» und ironischerweise beinahe eines für das «moderne», heute allgegenwärtige «stressen, gestresst sein, Stress haben»!

Rückblende

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Das zu Ende gehende Jahr beinhaltete nicht nur einen der miserabelsten Sommer seit langem, es brachte aus persönlicher Optik ein paar bemerkenswerte Gegebenheiten, die ich gerne in einer kurzen Rückblende in Erinnerung rufe.
  • Anfang Januar hätte ich für die Schweizer Familie im Hölloch auf Reportage gehen sollen, doch die Wassersituation im Innern der Höhle war wegen des fehlenden Schnees heikel. Die Expedition mit Biwakübernachtung fand dann in der zweiten Februarhälfte statt. Hierbei holte ich mir einen Bluterguss unter dem linken, grossen Zehennagel. Dieser fiel dann gar ab und brauchte über acht Monate, bis er gänzlich nachgewachsen war. In dieser Zeitspanne entsteht sonst ein ganzer Mensch, dachte ich, als ich den Nagel zum erstenmal wieder schneiden konnte. Die 12-seitige Reportage erschien Anfang September und stellte gleich noch – mit Ausnahme der St. Beatus Höhlen – sämtliche Schauhöhlen der Schweiz vor.
  • Ende September, an einem schönen Wochenende, ging ich vom Klausenpass zur Claridenhütte. Den Abend verbrachte ich am Hüttentisch mit einem Fotomodell aus Madagaskar. Die zierliche Frau, mit einem Schweizer Banker verheiratet, geht ab und zu ins Gelände, was mich nicht wenig verblüffte. Meine nachträglichen Recherchen führten mich im Web tatsächlich zu besagtem Fotomodell, das übrigens einen Vornamen trägt, der weltweit einmalig ist und aus Datenschutzgründen hier nicht verraten sei.
  • Eine der schönsten Wanderungen führte mich in zwei Tagen von Göschenen zur Salbithütte und über die Bänderlücke hinunter nach Wassen. Zwischen der Lücke und dem Gross See führte die Route durch die wohl beeindruckendste Gletscherschlifflandschaft der Schweiz.
  • Fünf Tage später ging ich von der Glattalphütte durch den Karst des Silberengebiets via Pragelpass hinunter in die Richisau. Im Bus nach Glarus erkannte ich einen Asiaten, den ich bereits in der Salbithütte gesehen hatte. Ich sprach ihn an. Er entpuppte sich als 16-jähriger Austauschstudent aus Hongkong, der mit dem Hüttenwart der Salbithütte und dessen Familie soeben von einer Vrenelisgärtli-Besteigung zurück kam. Weil der Hüttenwart Tage zuvor nicht anwesend war, lernte ich ihn und seine Entourage doch noch kennen. Wir trennten uns erst am Bahnhof von Zürich. Zufälle gibt's. Den jungen Hongkong-Chinesen sprach ich kurz auf die aktuelle Protestwelle in seiner Heimat an. Er zuckte bloss mit den Schultern.
  • Ende Oktober gab meine Brille den Geist auf. Titangestell hin oder her: Der linke Bügel brach entzwei und eine neue Brille mit Korrekturgläsern musste her. Bis alles beim Optiker eintraf, hatte ich mich mit der Nahgleitsichtbrille zu begnügen. Meine Sehschärfe lag nun in einem Brennweitenbereich von 40 bis 120 cm. Das hielt mich nicht davon ab, mit meinem Wandergrüppchen «Rumpel und die Stilzchen» eine  knapp achtstündige Wanderung im Hinterland von Einsiedeln zu absolvieren. Endlich sah ich die Karte scharf, ebenso die Fotos auf dem Kameramonitor. Und dank der Dioptriekorrektur  am Sucher sah ich wenigstens während dem Fotografieren die weitere Umgebung comme-il-faut.
  • Ein anderer Defekt betraf im Sommer die Sohlen meiner Wanderschuhe. Mein Schuhmacher stufte die Angelegenheit als irreparabel ein, weshalb ich flugs neue Treter kaufen ging. Und weil ich wegen den Regentagen keine Zeit zum Einlaufen der Schuhe hatte, wagte ich mich bei eitel Sonnenschein an die Besteigung des Brienzer Rothorns. Den Siebenstünder, beinhaltend Auf- und Abstieg von/bis Sörenberg, überstand ich ohne jegliche Blessur. Ich nenne es das Wunder vom Rothorn.
  • Die defekten Wanderschuhe reparierte ich dann selber mit UHU-Leim aus der Migros. Nach der Reparatur legte ich bis heute knapp 90 Kilometer zurück. Die 3 Franken 80 für den Leim betrachte ich als amortisiert.
  • Ärgerlich war die Episode vom 2. August: Für eine Wanderreportage fuhr ich nach Eglisau, um von dort eine grosse Runde im Rafzerfeld zu drehen. Dumm nur, dass ich die Kamera zu Hause vergessen hatte. Ich knipste daher die Fotos mit dem Telefon und ging dann zwei Wochen später noch einmal hin. Die Hotspots fuhr ich nun mit dem Postauto an und brachte tolle Bilder zurück. Freuden und Leiden eines Journalisten …
  • Auf meinen Streifzügen in der Zentralschweiz machte ich auch ein paar Neuentdeckungen. So bestieg ich an einem der wenigen Schönwettertage den Schwalmis. Tolle Aussicht dort oben, wow! Dann drehte ich auf dem Wirzweli eine lange Runde. Das Filetstück hierbei war der Arvigrat. Ich kürte ihn kurzerhand zu meinem Lieblingsgrat. Besonders angetan war ich auch vom Aufstieg zur Albert-Heim-Hütte am Furkapass. Was der Gletscher hier mit dem Granit angerichtet hat, ist grosse Klasse. Beeindruckt war ich auch vom Wildheuerpfad am Fusse des Rophaien. Alle Achtung vor den Berglern, welche die steilen Planggen mit der Sense zu traktieren wissen.
  • Eine wunderschöne Tour war auch die Umrundung des Goldinger Tals, im St. Galler Oberland. Ich hatte die Route bereits geplant, als mich Thomas Widmer mit der kommenden Wanderung seines Fähnleins Fieselschweif bediente. Und ich machte grosse Augen, dass Wandergenosse Widmer wie ich in Goldingen starten wollte. Ja, er und seine Leute beabsichtigten, sogar mit demselben Bus an den Ausgangspunkt anzurücken. Im Gegensatz zu den wanderpäpstlichen Plänen, ging ich das Goldinger Tal im Uhrzeigersinn an. Wir rechneten aus, dass wir uns auf der Chrüzegg eigentlich wieder sehen müssten. Und so war es auch. Auf der sonnenbeschienenen Wirtshausterrasse half ich mit, Thomas' Pommes frites zu tilgen. Die dritte Begegnung kam leider nicht zustande. Ich verpasste in Goldingen das Postauto mit der Widmer'schen Fracht um lediglich zehn Minuten und fror mir stattdessen während 50 Minuten beinahe meinen Abortkunden ab.
  • Und, ich hätte es kaum für möglich gehalten, mir gelang die Fortsetzung meines Projektes Die Koordinate! Vor ein paar Tagen ging ich entlang der Koordinate 574 von Porrentruy nach St-Brais. Was war dies für ein Auf und Ab! 1640 Höhenmeter im Aufstieg standen 1100 Abstiegshöhenmetern gegenüber. Knappe acht Stunden war ich gehend unterwegs, durchstieg drei Schluchten im Weglosmodus, wuselte durch bewaldete Südhänge, ebenfalls ohne jeglichen Pfad. In der Höhe war es warm wie selten im Dezember, am Doubs unten lag dichter Reif. Wer im Jura quer geht, hat mit einem Dauerproblem zu kämpfen: den Stacheldrahtzäunen. Wie viele ich letztlich überkletterte oder durchkroch, ist mir nicht bekannt. Immerhin schaffte ich an einer dieser Stellen ein Selfie.
Der Schrittler wünscht all seinen Leserinnen und Lesern ein 2015 im Aufrechtgang!


    Liebe ist …

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    Das verrückte Leben schickt sich an, einen neuen Jahrring in Angriff zu nehmen. So auch in Buchs (ZH), in der Abflugschneise des Zürcher Flughafens.

    Klein-Japan in Aarau

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    Die nachfolgende Studie ist in den Kellergewölben am Rande der Aarauer Altstadt entstanden. Darüber befindet sich das Japan-Restaurant Imada meines ehrenwerten Bloglesers, gelegentlichen Mitwanderers und Restaurant-Besitzers H.U. Wie der Abort, so die Küche: Mit viel Liebe und Raffinesse gestaltet. Das Auge isst bekanntlich mit, egal ob im EG oder UG. Den Besuch des Imada lege ich hiermit meiner Leserschaft wärmstens an Herz.




    Gute Frage

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    Was macht eigentlich die andere Hälfte des Halbschuhs?

    Zu Fuss auf einem der Wege nach Rom

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    Georg Haas, Zu Fuss vom Bodensee nach
    Rom, WAP-Verlag, Niederkassel, 2000,
    vergriffen
    Beinahe 1400 km legte der über sechzigjährige Deutsche Georg Haas in den Jahren 1990–1995 per Pedes zurück. Entstanden ist dabei ein Wanderlesebuch, das Haas‘ Fussreise von Konstanz am Bodensee nach Rom beschreibt und dokumentiert. (Siehe auch das Buch von Karin Baseda-Maass. Dieses berichtet über eine Wanderung auf dem Fernwanderweg E1 von Norddeutschland bis an den Bodensee. Georg Haas‘ Buch stellt nun gewissermassen die Fortsetzung dieser Route dar.) Der Autor legte dabei die Strecke in 10 Teiletappen zurück, die er sprachlich und inhaltlich korrekt, jedoch literarisch nicht gerade innovativ wiedergibt. Beeindruckend, wie Haas sich als Solowanderer durch die italienischen Lande schlägt, immer wieder neue Begegnungen und Bekanntschaften macht und sich so – mit mehr oder weniger Erfolg – die oft ungenügend oder nicht vorhandenen Weginformationen einholt. Interessant auch, wie Haas das Transportproblem im Ligurischen bzw. Toskanischen Apennin löst. So sind es die Erlebnisse mit Einheimischen, die dieser Wanderbericht wertvoll machen und einem einmal mehr die Hilfsbereit- und Gastfreundschaft unserer südlichen Nachbarn vor Augen führen.

    Obwohl der Autor am Ende seines Vorhabens eine Generalaudienz beim Papst in Anspruch nimmt, und sich vom Osservatore Romano und Radio Vatikan interviewen lässt, handelt es sich bei Haas nicht um einen Pilgerwanderer im eigentlichen Sinne. Diesen Eindruck erhält man zumindest beim Lesen. Aber wer weiss, was sich jeweils «hinter den Kulissen» von Wanderern abspielt?

    Lange Tradition

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    Wir befinden uns in der Männerabteilung des Gasthaus zum Freihof in Schmidrüti im schönen Tösstal, Kanton Zürich. Gut 200 Meter von hier befand sich während des Kalten Krieges und darüber hinaus eine streng geheime Flugabwehrfestung der Schweizer Armee. Jaja, man glaubt es kaum.

    Der Freihof kennt eine lange Geschichte. Die Wirtschaft wird seit 1711 von der Familie Furrer geführt – mittlerweile in der zehnten Generation. In der Küche dient ausschliesslich ein Holzherd von 1885. Grosser Beliebtheit erfreut sich jeweils die traditionelle «Metzgete». Alleine das lange Gebäude mit dem karmesinroten Fachwerk ist eine Augenweide.
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